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Zuviel Text verwirrt (Bürgerkompetenz Rechnen)

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Der Messeturm ist ein bekannter Wolkenkratzer in Frankfurt am Main. Er hat 65 Stockwerke und eine Höhe von 257 m. Im Jahr 1991 war er das höchste Bürogebäude in Europa. Im Jahr 1997 wurde der Frankfurter Commerzbank-Tower fertiggestellt. Dieser ist 2 m höher als der Messeturm. Vor dem Messeturm steht die 23 m hohe und 32 t schwere, bewegliche Skulptur Hammering Man, die einen Arbeiter darstellt. Der Hammering Man hämmert ohne Pause zweimal in der Minute.

Frage: Wie schwer ist der Hammering Man?

Das ist keine Scherzfrage, sondern war eine der Aufgaben der Studie “Bürgerkompetenz Rechnen”, deren Ergebnisse gestern in Berlin vorgestellt wurden. Sie wurde von 76% der Teilnehmer richtig beantwortet.

1027 Erwachsene – representativ ausgewählt von Forsa – hatten ihre Rechenkompetenz an alltagsnahen Aufgaben testen müssen. Die Ergebnisse zeigen laut Pressemitteilung: “Das im Mathematikunterricht Gelernte können viele im alltäglichen Leben nicht anwenden und damit auch nicht nutzen. Grafiken und Verbraucherinformationen werden nicht verstanden; zu viel Text führt zu Verwirrung oder Verweigerung. Zu vielen Deutschen mangelt es an räumlichem Vorstellungsvermögen und an der Fähigkeit, Plausibilitäten von Ergebnissen einzuschätzen.”

Zu viel Text führt zu Verwirrung oder Verweigerung. Soll heißen: die Fehlerquote steigt (bei gleicher mathematischer Schwierigkeit) mit der Menge der in der Aufgabe gegebenen Sachinformationen.

Prägnantes Beispiel: Die Frage
“400 g Rinderfilet (Bio) kosten 32 €. Wie viel kosten 300 g?”
wird von 87% richtig beantwortet, die (mathematisch äquivalente) Frage
“Für ein Nusseckenrezept benötigt man 400 g Nüsse. Das Rezept ist für 32 Nussecken gedacht. Wie viele solche Nussecken kann man backen, wenn man nur 300 g Nüsse hat?”
aber nur von 82%. Die zweite Version hatte wohl zuviel Text.

Bemerkenswert auch, dass unter den neun am häufigsten (d.h. von mehr als 50% der Teilnehmer) falsch beantworteten Fragen viele sind, die mit Stromverbrauch oder Börsenhandel zu tun haben, etwa
“Um wie viel Cent pro Kilowattstunde ist der durchschnittliche Strompreis eines Drei-Personen-Haushalts von 2000 bis 2010 gestiegen?”
(zu einer gegebenen Grafik, aus der man das Ergebnis nur ablesen mußte) von 47% richtig,
“Frau Zimmer will sich einen neuen Kühlschrank kaufen. Sie hat zwei Modelle in die engere Auswahl genommen. Das Modell TK 225 kostet 769,00 € und ist ein Gerät der Energieeffizienzklasse A. Es verbraucht pro Jahr etwa 315 kWh (Kilowattstunden) Strom. Das Modell TK 228 EcoPlus kostet 917,00 € und ist ein Gerät der Energieeffizienzklasse A++. Es verbraucht pro Jahr etwa 240 kWh Strom. Zurzeit muss Frau Zimmer für eine Kilowattstunde Strom 0,25 € bezahlen. Nach wie viel Jahren wird sich der sparsamere, aber teurere Kühlschrank rentiert haben?”
von 43% richtig, oder
“Wie viele Jahre brauchte Gold ungefähr, um von 500 Dollar je Feinunze auf den dreifachen Wert zu steigen?”
(wieder zu einer gegebenen Grafik) von 41%. Das erklärt dann wohl auch die in Deutschland besonders erbittert geführten Diskussionen über Energiesparlampen:-)

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